Hat nicht so gut funktioniert, den Blog schon gestern fertig zu kriegen. War dann doch das Wetter entgegen der Prognose zu gut und ich saß zum Glück nicht nur am Rechner. Aber heute! Heute sind die ersten Bilder für den Reiseüberblick fertig und es kann losgehen. Wo fang ich da an? Am besten am Anfang, bei den frühen Planungen. Vor paar Jahren dachte ich mir, die skandinavischen Apollo-Unterarten mal in einem Schwung fotografieren zu können und wollte eine längere Tour für dieses Unterfangen unternehmen. Zwischenzeitlich hab ich die beiden schwedischen Unterarten von Gotland und der Ostküste schon erwischt, in Norwegen gibt es noch zwei, die sich bisher einem Treffen hartnäckig verweigerten. Und in Finnland ist von den ehemals drei nur noch eine übrig. Höchste Zeit also, wenigstens die noch zu besuchen. Hinzu kam die erste Lappland-Reise von 2021, die zwar irgendwie verunglückt war, dennoch ausreichend Eindrücke hinterließ, um nochmals den höheren Norden besuchen zu wollen. Eine sinnvolle Kombination der norwegischen und finnischen Apollos in einer Tour hab ich irgendwie nicht hinbekommen, so dass Süd- und Mittelnorwegen aus den Planungen flog. Die Fahrt sollte dann durch Schweden, Nord-Norwegen, Finnland und auf dem Rückweg über Åland und zurück nach Schweden führen. Da wäre dann massig Gelegenheit, seltene Falter zu fotografieren, die es in Deutschland kaum noch gibt, nordische Falter, die es nur im hohen Norden gibt (mit denen es bei der ersten Lappland-Tour nicht klappte) und die finnischen Apollos. Und Orchideen. Und Rentiere, Elche, Bartkäuze. Alles eben. Es kam anders.
Der erste geplante Stopp in Schweden war die Gegend um Örebro. Gibt da noch den Eschen-Scheckenfalter. Den hatte ich bisher noch nicht gesehen und zeitlich passte die Flugzeit des Falters zur Reisezeit. Was nicht passte, war der Dauerregen. Am zweiten Tag gab es erste Regenpausen, allerdings ohne Sonne. Kein Scheckenfalter zu finden, aber wenigstens einige der hübschen Schwarzfleckigen Golddickkopffalter (was´n Name!), auf schwedisch: Svartfläckig glanssmygare. Aha. Die waren zum Teil auch sitzend am Wegesrand zu sehen, allerdings nicht mehr taufrisch. Und Licht war ohnehin nicht vorhanden. Am Nachmittag kam die Sonne dann durch und der erste Scheckfalter begab sich vom Baum herunter. Wegen Wind gab es aber kein gescheites Foto. Goldene Scheckenfalter flogen auch und sorgten für Abwechslung. Also dort noch einen dritten Tag drangehängt und Glück gehabt: An einer netten Stelle im Mischwald flogen dann einige Männchen und ließen bei vertretbarem Licht Bilder zu. Wenige, aber immerhin. Wird vielleicht nicht mehr viele Gelegenheiten geben, die Art nochmal zu sehen, denn auch in Skandinavien sind die Eschen flächendeckend vom Eschen-Triebsterben betroffen. Abends gings weiter nach Westen Richtung Arvika mit einigen kurzen Stopps zur Suche nach dem Wald-Wiesenvögelchen. Warm war´s an dem Abend, Wiesenvögelchen fand ich zwei Stück und markierte mir die Sitzplätze für den Morgen. Da war´s dann wie immer: Von den möglichen Optionen Regen, Kacklicht, stürmischer Wind oder verschwundener Falter wählte irgendwer, der verantwortlich war, die letzte Variante. Als Ersatz für die Wiesenvögelchen musste dann eben ein Braunfleckiger Perlmuttfalter herhalten. Nu ja.
Ab nach Norden, nächstes Ziel die Gegend um Östersund: Storchschnabel-Bläuling, Blauschillernder Feuerfalter, Schwarzes Kohlröschen sollten gefunden werden. Und vielleicht auch noch Frauenschuh. Wetter: Warm (so 20°C) und sonnig. Kohlröschen blühten gerade erst auf, hab ich nicht fotografiert, weil es nicht besser geworden wäre, als beim letzten Mal. Frauenschuhe - huiuiui, das war mal ein Standort! Hunderte Pflanzen mit einigen goldfarbigen Varianten im Mückenwald bei teilweise sogar gutem Licht. Erste Bewährungsprobe für die neuen Mückennetze: War warm am Kopf. Die Feuerfalter flogen, waren allerdings abends und morgens nicht mehr zu finden und hatten die gute Zeit schon deutlich hinter sich. Ärgerlich. Die Bläulinge schlüpften gerade erst und am Morgen gab es zuerst eine hartnäckige Wolke (Sonnenaufgang, irgendwas gegen drei Uhr oder so) und nach der Wolke und einigem Blutspenden an die sehr aktiven Mücken war´s gleich wieder zu warm und der eine gefundene Falter weg. Mmmpf. Und denn wächst ja da im Norden noch eine wundersame Orchidee, die recht früh dran ist und die ich immer schon sehen wollte: Die Norne. Um es kurz zu machen: Dort an einem der südlichsten schwedischen Standorte fand ich noch blühende Restexemplare und war die folgenden Tage weiter nördlich dann erfolglos (entweder Dauerregen oder keine Funde oder keine Funde im Dauerregen).
Weiter ging die Fahrt nach Norden, die Temperaturen waren inzwischen einstellig, der Regen hörte nur für Minuten auf. Ich hielt es mittags aus inzwischen unerfindlichen Gründen für eine gute Idee, nach fast erfolgloser Orchideensuche den kürzeren Weg oberhalb des Flåsjön über 33 Kilometer Schotterstraße für die Rückkehr zum Inlandsvegen zu benutzen. Der Auffassung war ich nach Ankunft an der E45 nicht mehr. Hätte ich vielleicht auch vorher überlegen können, dass der Matsch nicht nur auf der Straße liegen bleibt. Aber hej: Vorher überlegen und das auch noch im Urlaub? Eine Übernachtung auf´m Campingplatz kam bei dem Wetter ganz gelegen: Storuman, kann ich uneingeschränkt empfehlen. Duschen tut mal gut, so zwischendurch. Riecht ja sonst auch so streng. Die weiteren Schmetterlingsfundorte entlang der Strecke fielen in´s Wasser. Oder lagen schon drin. Buchstäblich. Bäh. Aber Rentiere entlang und auf der Strecke sorgten für Schmunzler. Gibt ja kaum hochnäsiger auftretende Viecher, als die. Und blödere. Man kann eigentlich davon ausgehen, dass die, kaum das sie über die Straße gelaufen sind sofort umdrehen und wieder auf die Straße zurückkehren. Natürlich vor dem Auto. Egal. Zwischenziel war nun Nikkaluokta. Zum Wandern und Schmetterlingssuchen und so. War nur irgendwie gerade Schneeschmelze und irgendwie arschkalt und irgendwie gab´s keine Schmetterlinge und die vom Wanderweg durchquerten Bäche waren irgendwie alle sehr voll mit sehr viel Wasser. An der Sache mit der Kälte fand ich gefallen, weil zu Hause gerade irgend so eine Hitzewelle im Gange war. Zog ich mir also Daunenjacke und Fleecemütze zum Kochen an und es war ganz erträglich. Der Regen machte auch eine Pause für drei Tage. Schön. Da oben auf´m Berg doch noch zu viel Schnee lag, sah ich mir den Fluß nur von unten an. Sieht gut aus, der Visttasjohka, auch von direkt davor. Hat so eine schöne türkise Farbe. Nächstes Mal dann zwei Wochen später und mehr von oben. Und mehr Schmetterlinge. Also überhaupt welche. Das Moos da unten stand direkt hinter dem einen Platz, den ich für´s Zelt gewählt hatte. Hab ich bisher nur im Crossbill Guide gesehen und vorab darauf gehofft, es zu finden: Splachnum luteum, Gelbes Elchdung-Moos. Wächst, wie der Name mutmaßen lässt, auf Elchkacke und sieht sehr dekorativ aus.
Nächstes Schmetterlingssuchziel war dann schon Kilpisjärvi in Finnland. Wegen Trödelei war irgendwo auf der Strecke noch eine Übernachtung in irgendeinem Mückenhotspot erforderlich. Rückblickend war´s aber gar nicht so wild, da kamen noch ganz anderen Mückendichten hinterher...
Und in Kilpisjärvi angekommen, so kurz nach Midsommar am Wochenende war da halb Nordfinnland und Nordnorwegen und Nordschweden und der eine oder andere Wohnmobiltourist aus Nordseeanrainerstaaten schon da und versetzte mir einen Zuvielisationsschock. Den Berg weiter oben ging´s dann mit der Menschendichte. War weiterhin scheißkalt, was weiterhin bedeutete, dass keine Falter zu sehen waren. Auch nicht die Lappländischen Scheckenfalter, auf die ich eigentlich gesetzt hatte. Fotos von da hab ich wegen schlechter Laune kaum. Also zumindest für diesen Blog nicht. Mals sehen, ob sich was lohnt von den Panoramen oben vom Berg. Fotos hätte es von den dort wachsenden Orchideen gegeben, wäre nicht der entsprechende Weg, an dem die hauptsächlich wachsen, dauerhaft gesperrt gewesen. Wegen zu vieler Menschen, die auf dem sich nur langsam regenerierenden arktischen Boden deutliche Trittschäden hinterlassen. Fotos von den dort wachsenden Orchideen gab es dann auch auf der Weiterfahrt nach Alta in Norwegen keine, weil keine zu finden waren. Die einzigen, die ich fand, waren die Stroh-Weißzüngel, aber die begannen gerade erst die Blütentriebe auszustrecken und das Licht - war das Licht. Also das übliche Reiselicht dieses Jahr. Daher keine Bilder.
Südlich von Alta gibt es zwei Gebiete, die ich wegen Schmetterlingen ansehen wollte, was, zumindest rückblickend, ein großartiger Erfolg war: Ich sah Schmetterlinge! Nur wenige, sehr hektische und nicht oft, weil weiterhin kalt. Aber sobald die Sonne raus war, flogen die. Auch bei sieben Grad. Und nach drei Tagen hatte ich auch den Dreh raus, wie die zu fotografieren waren: Man musste sie lediglich in dem Moment finden, in dem sie sich wegen einer Wolke irgendwo nieder liessen und dann mit dem Körper dafür sorgen, dass sie ausreichend lange im Schatten blieben. Dann war das ganz einfach. Also fast. Es gab natürlich kaum Wolken und die Schmetterlinge waren auch eher sporadisch mal zu sehen und flogen direkt über dem Boden und waren gleich wieder weg. Aber ich hab welche. Boloria freija und Erebia disa. Und einen Schwalbenschwanz sah ich, 150 Kilometer südlich des Nordkaps. Krass. Vor Ort ärgerte ich mich noch, die ganzen anderen Arten, die auf meiner Wunschliste standen (und stehen), nicht gesehen zu haben. Inzwischen reifte die Erkenntnis, dass die arktischen Arten wohl nicht gar so einfach zu finden und fotografieren sind, wie Apollos. Und dass es wohl so schon ein ganz okayes Ergebnis ist. Und Boloria freija ist ohnehin der schönste der nordischen Perlmuttfalter.
Nach einigen Tagen in der Umgebung von Alta ging es weiter an der Küste entlang Richtung Nordkap. Kurz vorher bog ich dann aber planmäßig nach Finnland ab, weil Touri-Insta-Spots nun eher nicht so nach meinem Geschmack sind und die Wohnmobildichte mal wieder unschöne Ausmaße annahm. Die Küste an sich ist aber sehenswert. Schneebedeckte Berge bis fast an die Uferlinie. Ohne (richtige) Fotos, weil Kacklicht. Nur ein Austernfischer mit kaltem Fuß. Zurück in Finnland gab es wieder nicht die Wunschlisten-Schmetterlinge zu sehen, aber wenigstens neben den ganzen Mücken einige Mohrenfalter: Erebia pandrose und erneut (ohne Foto) Erebia disa. Wetter war wechselhaft-kühl, aber brauchbar und trocken. Und inzwischen hatte ich mich an die Dauerhelligkeit gewöhnt und fand sie sogar angenehm. Morgens zankten sich drei Unglückshäher direkt neben dem Zelt und ließen sich von so Nebensächlichkeiten wie Menschen überhaupt nicht stören. Herrlich.
Für die anschließende Rückfahrt durch Finnland hatte ich nur den groben Plan bei Gelegenheit den Großen Eisvogel zu finden. Locations lagen an der Strecke massig, was wieder meinen Endgegner, das Wetter auf den Plan rief: Auch hier gab es ausreichend Regen und niedrige Temperaturen, die die Schmetterlingsaussichten zunichte machten. Nach Überquerung des Polarkreises wurde das Wetter wieder etwas stabiler, sonniger und weniger nass, was die Mücken erfreute. Irgendwo in Mittelfinnland unternahm ich also nochmals einige Versuche den Großen Eisvogel zu sehen. War nix. Aber zumindest gab es Falter. Schornsteinfeger in Massen, viele Schecken- und Perlmuttfalter und Hochmoorgelblinge. Einen hab ich erwischt. Immerhin. Orchideen standen nun auch zahlreicher in Blüte, da hatte ich aber keine Lust mehr drauf. Waren nur noch Fingerwurze. Next Stop: Turku. Wegen Dings. Apollos. Die letzte verbliebene finnische Unterart fliegt in den Schären südlich von Turku und auf Åland. Also zumindest ergab das meine vorherige Recherche. Nach zweitägiger Suche im Regen und bei wolkigem Wetter konnte ich denn endlich eine Stelle im Wald finden, an der drei Männchen bei inzwischen wieder leichtem Sonnenschein umhersegelten. Musste ich bis zum Abend warten, bis Fotos möglich wurden. Am nächsten Tag gab es weitere vergebliche Wanderrunden durch den sehr nassen Wald und eine Rückkehr zur einzigen Flugstelle, die ich fand. Sieht nicht gar so gut aus, die Bestandssituation. Bei der Suche gab´s dann noch eine unverhoffte Begegnung mit einem Ziegenmelker, der vom Boden aufflog und verletzt tat: Er wollte mich von den beiden Teenagern im "Nest" am Boden weglocken.
Ansonsten ist die finnische Südküste ebenso dicht gespickt mit Wochenendhäusern, wie die schwedischen Küsten und damit ist es entsprechend schwierig, da einigermaßen ungestört zu laufen. Drei Tage waren dann auch ausreichend und die Fähre nach Mariehamn wartete. Åland gefiel mir recht gut, für mehr als einen kurzen Überblick hat es aber nicht gereicht. Das nächste Mal muss auf jeden Fall ein Fahrrad mit, besonders für die Besuche der umliegenden kleineren Inseln, die ganz gut mit Fähren erschlossen sind. Apollos fand ich nach längerer Suche (nur) auf Föglö. Drei Stück, trotz eigentlich gutem Zustand des Biotops. Lag wohl auch am insgesamt neblig-trüben wolkigen Wetter. Åland an sich hat recht hübsche Granitfelsen, auf denen die Rostbinden in schöner Zahl flogen. Zum Abschluss fand ich an einer mir bis dato unbekannten Stelle an der schwedischen Ostseeküste noch einen schönen Apollo-Spot. Leider waren die Biester dort recht unkooperativ und trotz einer großen Falterzahl tagsüber dann abends irgendwo versteckt und nicht mehr zu finden.
Und das Fazit? Schön war´s. Ich bin der Hitze erfolgreich entgangen. Seit der Rückkehr nach Südschweden hat sich das Wetter auch im hohen Norden stabilisiert und der Regen ist mit mir nach Hause zurückgehrt. Åland gefällt mir sehr, da will ich noch einmal hin. Lappland gefällt mir weiterhin sehr und da muss ich schon wegen der nur ansatzweise abgearbeiteten Wunschliste auf jeden Fall wieder hin. Mehrmals vermutlich. Die Apollobegeisterung ist wieder voll da, was wohl direkt damit zusammenhängt, dass es mir in den letzten beiden Jahren nicht gar so leicht fiel, die Tiere zu finden. Finnland mag ich eher so nördlich des Polarkreises, im Süden ist´s mir zu landwirtschaftlich. Die Rentiere haben es mir sehr angetan. Und die Fjorde Nordnorwegens scheinen mir als nochmaliges Ziel ebenfalls lohnenswert. Mit der Norne hat es nicht so wirklich geklappt, was aber vorab zu befürchten war. Auch da würde ich gern nochmal vernünftige Bilder von machen. Gibt also noch ausreichend Themen für weitere Besuche. Weitere Bilder dieser Reise kommen auch noch, wie immer in den nächsten Wochen/Monaten/Jahren. Oder so.
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