Das war´s dann wohl

Ich möchte keinesfalls den gleichen Fehler wie letztes Jahr begehen, den Jahresrückblick zu spät anzufangen. Also mach ich das auch nicht. Allerdings bin ich mir gerade noch immer nicht wirklich klar darüber, wie ich das Jahr denn nun so im Gesamtüberblick einordnen soll. Ich versuchs mal, vielleicht komm ich ja Schritt für Schritt zu einem Ergebnis. So vom Gefühl her fand ich das jetzt insgesamt suboptimal. Von den Bildern her, war´s an sich gar nicht schlecht. Das Gefühl beruht vor allem auf der Tatsache, dass es wohl das mieseste Schmetterlingsjahr war, das ich erinnere. Obwohl es durchaus vielversprechend begann. Etwas später zwar, als die Vorjahre, aber die waren ja ohnehin zu früh. Neben den üblichen Auroras fand ich ein Landkärtchen und einige Schwalbenschwänze in meiner Umgebung und machte Fotos. Sogar mit Sonne. Schöne sogar, wie ich meine.

 

Aber vorher nochmal zwei Schritte zurück: Los ging´s wie immer mit Schneeglöckchen, Blausternen und Schlüsselblumen. Weniger als sonst, wegen diverser Waldumbaumaßnahmen an den falschen Stellen, Pflanzenklau und wegen nicht immer passenden Lichts. Dafür gab es noch einige Lerchensporne. Bessere als im letzten Jahr. OK, das Frühjahr ist einigermaßen gelungen, tät ich sagen.

Dann gab´s Ostern noch einen Kurztrip ins Vercors, der sich in´s gelungene Frühjahr durchaus würdig einreihen kann und bei dem das Wetter zwar durchwachsen frühlingshaft, aber doch insgesamt sehr angenehm war. Und bei dem es massig Frühblüher inklusive Hundszahnlilien zu sehen gab - schön!

Wieder zurück ging´s aber mit den Schmetterlingen los. Etwas zögerlich, aber es würde ja mit der Zeit besser werden, dachte ich. Nun. Nö. Wurde nicht besser. Anders vielleicht. Aber egal. Das Kleine Knabenkraut blühte aber dieses Jahr wegen ausreichend Regen richtig prächtig. Die Purpur-Knabenkräuter hab ich einigermaßen verpasst. Störte mich nicht so dolle. Hab ja genug Bilder von ihnen. Fazit bis hier: Gar nich mal schlecht.

Ende Mai ging´s nach Gotland. Vorsaison, leere Insel und Orchideen und so. Und weil ich wieder richtige Raukar sehen wollte und nicht nur das mickrige Felsenzeug aus dem Süden, war Fårö das Ziel aller Wünsche. Also gut, fast aller Wünsche. Die Frauenschuhe wachsen ja dort nicht. Das mit dem Raukar-Sehen hat geklappt. Fotografieren nur so mittel. Die spannenden Wolken und Farben fehlten meistens. Orchideen hingegen waren noch vorhanden. Für dortige Verhältnisse recht mickrige Restbestände, für hierzulande zum Vergleich richtig schöne Sachen. Schmetterlinge hingegen hatte ich nicht erwartet und auch kaum gesehen. Einige sehr frühe Apollos ohne reelle Fotochance flatterten aber durch die Gegend.

Und denn hab ich ja extra das Tele mitgenommen, für die Seeschwalben. Und alle anderen Vögel, die da so rumfliegen. Oder rumsitzen. Und hab dann versucht, das zu fotografieren, was da so rumfliegt. Und rumsitzt. Auswahl war genug, Ergebnisse sind so mittel. Zufriedenheitsstand bis hier: War ziemlich cool, das Jahr. Bisher. Was stell ich mich eigentlich so an?

Zurück zu Hause war dann komisches Wetter und keine Zeit für nüscht wegen Wiesenpflege und Arbeit. Auch keine Zeit nach den Bläulingen in der Rheinaue zu schauen oder was anderes zu suchen. Nicht schlimm, dachte ich. Der nächste Trip stand ja bereits fest: Pyrenäen. Endlich. Hat paar Anläufe gebraucht, bis es endlich was wurde und dieses Jahr Ende Juni wurde es was. Aber erst mal noch ein Abstecher in´s Vercors auf dem Hinweg, der recht enttäuschend ausfiel: Keine Apollos. Weder Rot noch Schwarz. So gar keine. Auch sonst kaum was flatteriges. Puh. Ich blieb also nur die eine Nacht und fuhr weiter in die Provence. Apollos am Mt. Ventoux und Südliche Schwalbenschwänze suchen. War nix. Also etwas besser, als im Vercors, aber deutlich mieser als in den Vorjahren. Zwei Schwalbenschwänze sah ich, fand aber nur den gerupften ruhend. Ein einsamer Apollo flog, den fand ich morgens auch nicht. Zu allem Überfluss gab´s morgens auch noch dichte Saharastaub-Wolken und Nieselregen. Blieb ich also auch nicht länger dort. Ab in den Süden! Pyrenäen-Nordrand, zur Einstimmung. Und gleich den falschen Campingplatz erwischt, der mich einigermaßen gruselte. Ich hatte aber dennoch für drei Tage bezahlt, um endlich mit etwas mehr Zeit paar Schmetterlinge zu finden. Idealerweise mal was Neues, was ich noch nicht kannte. Tja. Das Wetter wollte nicht. Regen am ersten Tag, nix zu finden. Am zweiten Morgen auch nichts, tagsüber war dann zwar Sonne, aber nichts mit Fotos. Wenigstens erste Apollos konnte ich aber sehen. War leider zu weit weg, die Stelle, um morgens schnell mal dort zu sein. Dritter Tag denn einige Widderchen und meinen ersten Fetthennenbläuling gefunden und abends mit dem Rad nochmal auf den Berg hoch und fast ein vernünftiges Apollobild hinbekommen. Fast. OK, wohl doch die falsche Gegend zu dieser Zeit. Weiter ging´s Richtung spanische Grenze, Llo. Die Apollozahl steigerte sich. Nette Wanderung einmal rund um´s Dorf (Stadt/Gemeinde/Ort?) - et voilà - einige Apollos. Fliegend, natürlich. Keine Wolken mehr, keine Chance auf Bilder. Dafür Menschen. Sehr, sehr viele, sehr laute Menschen. Wollte ich nicht und blieb doch nicht über Nacht. Also doch gleich weiter nach Spanien.

Ich hatte Karten für den kompletten östlichen und mittleren Teil der Pyrenäen dabei und keinen Plan, wo es mich hinverschlägt. Den Anfang machte ein unaussprechlicher Nationalpark in Katalonien (Aigüestortes i Estany de Sant Maurici) mit super Landschaft, der aber leider komplett überlaufen war. Was mich dort am meisten störte, waren die Allradtaxis, die in unangenehmer Zahl und Geschwindigkeit in den Nationalpark fahren durften und den an sich zu Beginn positiven Eindruck deutlich ins Gegenteil verkehrten. Was ich noch sah, waren sehr viele, sehr hübsche Fingerwurze und auch Massen an Sommerwurzen. Schmetterlinge hingegen nur in homöopathischer Dosis, obwohl ich einige Kilometer zu Fuß zurücklegte. Und die Bilder, die dabei entstanden, spiegeln qualitativ auch meine Stimmung ganz gut, meine ich. Puh. Was ist denn nur los? Ich hatte mir doch die Pyrenäen als Schmetterlingsparadies vorgestellt. Ein Gespräch mit erfahrenen Pyrenäen-Urlaubern brachte dann die Erkenntnis, dass es wohl einfach ein blödes Jahr war und dort sonst immer (! - was sonst?) massenhaft Schmetterlinge unterwegs wären. Half mir nur bedingt. Also an sich eher nicht und so fuhr ich nach drei Tagen schon weiter. Irgendwo in diesem niedlichen Gebirge musste doch wohl was gescheitetes zu finden sein?!?

Dritter Versuch: Weiter in den Westen, weiter spanische Seite. Parque Natural Posets Maladeta - hübsch dort. Also vermutlich. Das Wetter schlug um, auf Starkregen mit Gewitter über 1 1/2 Tage. Schmetterlinge? In der Zeit Fehlanzeige, danach fand ich wenigstens Schachbretter (drei Arten) und konnte ein wenig Rad fahren. Besser als nüscht, aber das Licht blieb Kacke. Außerdem keine Apollos und die an sich sehr hübschen Dactylorhiza elata, die ich erstmals sehen konnte, standen alle an arg ungünstigen Stellen. So langsam wurde die schlechte Laune zur Grundstimmung - was war denn nur los?

Aufgeben kam irgendwie noch nicht in Frage, dafür war die Anreise einfach zu weit. Vierter Versuch: Ordesa. Nich schlecht, die Landschaft. Richtig grandios sogar. Fanden auch die anderen 800.000 Menschen, die gleichzeitig mit mir dort waren und in den Nationalpark wollten. Ich wollte das dann nicht mehr und hab mir lieber die Umgebung angeschaut, die ähnlich grandios ist. Es gab Bartgeier, tatsächlich mal einige Schmetterlinge, Orchideen, Sommerwurze, Pyrenäenlilien und Pyrenäeniris, Fettkräuter - hach. Wetter war durchwachsen, aber brauchbar. Fahr ich bestimmt nochmal hin. Ich kenne ja nun die Apollo-Flugstellen und weiß, dass die Wanderwege nur bedingt existent sind.

Für den Rückweg hatte ich dann noch verschiedene Optionen. Da ich auf jeden Fall noch einige Tage im Zentral-Massiv verbringen wollte, fuhr ich nicht zu weit westlich über die Berge, was mich dann auf spanischer Seite noch am Valle de pineta vorbeiführte. Da spielte das Wetter zwar nicht mit für die ganzen Fettkräuter, die ich sah, aber einen geduldigen Gänsegeier im Baum an der Straße konnte ich erwischen und Apollos zumindest sehen. Stelle gemerkt für´s nächste Mal und ab Richtung Frankreich. Zwischenstopp im übernächsten Tal nach der Grenze und - endlich: Apollos in angemessener Zahl an einem überschaubaren und vor allem begehbaren Hang. Yippieh! Abends die Landestellen mit dem Fernglas gescheckt, markiert und morgens vier der Falter fotografiert. Mein diesjähriges Lieblingsbild stammt von da: Das erste in der folgenden Galerie. Unspektakulär, aber ich mag das Licht und den blauen Schatten des Berges im Hintergrund. Fazit der Pyrenäen: Hmm. An sich schön, aber mit mehr Flattertieren wär´s schöner...

Nach der morgendlichen Apollosession am Steilhang ging´s weiter Richtung Massif Central. Am Vormittag zog es sich zu, wurde kalt und es begann zu regnen. Ist da wohl so üblich, auf der Nordseite der Pyrenäen. Erleichterte mir aber den Abschied. Je weiter in den Norden ich kam, desto besser wurde das Wetter wieder. Ich suchte mir einen hübschen Campingplatz für drei Tage im Tarnon-Tal und erkundete die Gegend mit dem Rad. Puh. War recht warm. Und steil, der Weg hoch zum Plateau. Aber es gab mehr Schmetterlinge als im gesamten Urlaub vorher. Gefühlt zumindest. Vor allem massig Hipparchien. Und auch hier flogen wieder Geier und nachts waren die Ziegenmelker zu hören. Apollos flogen oben auch und als ich den Bereich auf dem Plateau eingegrenzt hatte, in dem einige mehr unterwegs waren, fand ich sogar welche zum Fotografieren. Schöner und versöhnlicher Abschluss eines durchwachsenen Trips. Den anschließenden kurzen Stopp am Puy Mary spar ich hier mal aus: Bitte gehen Sie weiter, es gibt nichts zu sehen!

Zurück zu Hause wurde das Wetter wieder wechselhaft und ich versuchte mich an den dieses Jahr in erfreulicher Zahl fliegenden Ameisenbläulingen. War so mittel erfolgreich wegen Lichtproblemen, aber immer noch besser als in den Vorjahren. Sonst war hier nicht mehr viel los. Wie in den Vorjahren. Fazit bis hier: Sieht doch ganz gut aus, das Jahr. Der Pyrenäen-Trip drückte mir dennoch irgendwie auf´s Gemüt. Merkwürdig. Waren die Erwartungen wohl schuld.

Als ungeplanter Abschluss meines Fotojahres ging es Ende August nochmal nach Schweden. Die Granitküste in Bohuslän hatte ich endlich mal wieder besuchen und Landschaftsbilder machen wollen. Schmetterlinge hatte ich innerlich schon abgeschrieben. War die richtige Zeit für die Flucht: Zu Hause wurde es gerade wieder richtig heiß, Schweden hatte nette 17°C. Besser geht´s kaum. Also schon. Zumindest lichttechnisch ginge es deutllich besser, temperaturtechnisch war´s optimal. Kurzzusammenfassung: Zu viele oder zu wenig Wolken, deutlich zu wenige Falter. Stimmung: Mittelprächtig, auch wegen eines zu Beginn der Reise zerstörten Verlaufsfilters. Nach der Rückkehr fing es auch zu Hause wieder an mit dem Regen und der hörte bis heute irgendwie so gar nicht mehr auf. Tatsächlich wollte ich mich endlich mal wieder um Pilze kümmern, was buchtäblich ins Wasser fiel. Ein Ausflug zu den Gämsen ins Elsass war erfolglos und das derzeitige Hochwasser in der Rheinaue habe ich fotografisch auch noch nicht nutzen können, weil´s ständig weiterregnet. Eine Gottesanbeterin, ein Dickkopf und ein Kleiner Feuerfalter waren dann die letzten Motive für dieses Jahr.

Und das Gesamtfazit für das Jahr?

 

So für sich betrachtet durchaus gelungen. Verglichen mit der Vergangenheit eher nich so dolle. Ist jetzt halt die Frage, was ich künftig als Maßstab ansetzen möchte. Ich glaube, die guten Zeiten sind wohl vorbei, in denen ich aus dem Vollen schöpfen konnte. Ich tu mich aber mental schwer damit, mich über einzelne Falterfunde zu freuen wenn es in der Vergangenheit massig Auswahl gab. Schwierig. Was dazu kommt, ich werde zunehmend pingelig bei der Motiv- und Lichtauswahl. Oder besser gesagt: Ich fotografiere ganz oft nicht mehr, wenn die Bedingungen, vor allem das Licht, nicht mindestens mal gut sind. Vielleicht muss ich auch das wieder ändern. Dieses Jahr war ich mir bis zum Herbst nicht mal sicher, ob ich die 40 Lieblingsbilder zusammen bekomme, die auf meiner Favoriten-Seite stehen. Ich hab mich nun zwar entschieden, in den Vorjahren war das aber deutlich einfacher. Oder eher: Es waren mehr als 40 und ich musste mich beschränken. Bezeichnend irgendwie.

 

Ausblick

 

Ich bin von der Apollosucht nicht geheilt und möchte den Juli zumindest teilweise wieder dafür nutzen. Vielleicht nochmals in Spanien, mal sehen. Hab da noch paar Unterarten auf dem Wunschzettel. Ist ja noch Zeit. Und wenn´s klappt, gibt´s eine Frühlings-Orchideentour. Ragwurze haben mir dieses Jahr doch ziemlich gefehlt, das sollte ich nicht wieder verpassen. Vielleicht auch mal wieder ins Elsass, die heimischen Orchideen als Ziel nehmen oder so. Komisch, auch bei den Plänen bin ich unentschlossen. Passt zum Jahr. Ob´s zu Pfingsten eine Reise gibt (und wohin, falls ja), steht noch nicht fest.

 

Ich bin soweit durch. Schöne Weihnachten euch allen! Gibt bestimmt vor dem Jahreswechsel noch einen Resteverwertungblog zu irgendeinem Thema, daher wünsche ich noch keinen Guten Rutsch.

 

 

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