Don´t look back in anger

...oder: Jahresrückblick in entspannt. Also rechtzeitigst. Vollständig. Und wie immer der beste, ausführlichste, am tollsten illustrierte und am spannendsten und informativsten geschriebene Rückblick auf 2024, der dieses Jahr von mir erstellt wurde! Ich bin begeistert. Schon von der Einleitung. Kann ich das ja jetzt auch sein lassen, mit dem Rückblick. Reicht ja heutzutage, mehr noch als in den vergangenen Jahren, die Backen ordentlich aufzublasen und laut zu trommeln, ohne auch nur irgendwas können zu können. Aber ich drifte ab...

 

Also ein Jahresrückblick ward angekündigt, hier isser. 2024 hat stattgefunden, beruhigend. Wie auch das Jahr davor. Die Welt dreht sich. Wie auch das Jahr davor. Ich hab fotografiert und bin gereist, hab Bilder bearbeitet und einige Vorräte nicht bearbeiteter Bilder angelegt, wie auch... ach, egal. Das Wetter erinnere ich dieses Jahr als suboptimal. Nass war es. So nass, dass meine Wiese zu etwa 2/3 des Jahres unter Wasser stand und ich nicht mähen konnte. Oder nach dem Mähen zumindest nichts abräumen. Hab ich nächstes Jahr keine Langeweile. Ist auch schön. Langeweile ist ja nix für mich. Aus der Nässe folgte dann auch gleich das damit verbundene Problem des fehlenden Lichts, weil Wolken. Und damit verbunden das Problem fehlender schönlichtiger Bilder. Kurzum: Zu Hause hab ich irgendwie kaum was auf die Reihe bekommen. Mit wenigen Ausnahmen.

 

Das Jahr begann, wie die Jahre so beginnen. Erst mit Arbeit draußen und als das so einigermaßen erledigt war und es langsam heller wurde, mit den jährlichen Schneeglöckchen, Blausternen und Schlüsselblumen nebenan im Wald. Dieses Jahr ohne Frost, dafür bin ich vom Licht in den Bildern rückblickend tatsächlich ganz angetan. Sonnenuntergang war mal wieder nich, zu viel Gesprattel davor.

Ende März tat ich eine Reise. Zu Ostern also. In den Süden, um Orchideen zu sehen. Dieses Sardinien hatte sich ja in der Corona-Zeit nicht so richtig durch Erreichbarkeit hervorgetan und ward nun endlich aufgesucht. Inzwischen ist meine Erinnerung an die beiden Wochen dort deutlich milder, als direkt nach der Rückkehr. Es waren Orchideen zu finden, was sich allerdings mühseliger gestaltete, als gedacht. Die Stellen, an denen ich sie fand, waren tageszeitlich eher suboptimal zu erreichen. Die entstandenen Bilder sind dann auch eher so mittel. Hinzu kam während der gesamten zwei Wochen ordentlicher Wind, viele Wolken und einige Tage Saharastaub in einer Dimension, die ich bis dahin noch nicht erlebt hatte. Aber nu, so isses eben. Ich fahr nochmal hin. Bestimmt. Jedenfalls waren die gefundenen Orchideen so in der Rückschau doch recht erfreulich. Vor allem die Ragwurze, die ja ohnehin zu meinen Favoriten zählen.

Zurück zu Hause nutzte ich ein kurzes Zeitfenster schönen Wetters, um wenigstens zwei Mal nach den Purpurknabenkräutern in der Rheinaue zu schauen. Bilder sind weniger gut geworden. Ich ließ mich durch die Mückenschwärme ganz leicht aus der Ruhe bringen. Aber es sind Bilder geworden und das ist doch besser als wie nix. Und wo ich schon mal bei den Orchideen der Umgebung bin: Einen Nachmittagsausflug ins Elsass unternahm ich auch noch, um Riemenzungen und Hummel-Ragwurze zu besuchen. Gab schönes Wetter, gab Riemenzungen, ein paar Hummeln aber leider keinen Sonnenuntergang wie erhofft, statt dessen blöde Schleierwolken.

Ziemlich zeitgleich flogen auch noch die Himmelblauen Bläulinge auf der Kiesfläche im Auwald und etwas überraschend waren Polarlichter zu sehen. Hier in Süddeutschland. Krass. Also die Bläulinge flogen nun eher zu Zeiten, als die Polarlichter nicht so gut zu sehen waren und von daher gab es Bilder von beiden nicht in Kombination und zu wenig Schlaf für mich.

Und schon war Pfingsten und Pfingsten zu Hause zu bleiben ist nun so gar nicht meins. Musste ich aber erstmal. Aus Gründen. Dann war aber Zeit die Zuhausbleibung zu beenden, leider nur noch für eine Woche. Und weil ich mit der Orchideenbildausbeute bis dahin nicht so recht zufrieden war und ich letztes Jahr auf die Frühjahrsorchideentour gänzlich verzichtet hatte, dachte ich, meine Orchideenbildervorräte aufzufüllen sei eine gute Idee und fuhr in eine Orchideengegend. Eine, in der ich schon mal war und daher nicht so sehr suchen musste, weil ja nicht so viel Zeit war. Und dieses Mal etwas später, was eine an sich gute Idee war. Das Zentralmassiv war wieder das Ziel meiner Wünsche, auch weil´s nicht gar so weit ist, wie das Mittelmeer, was sich für eine Woche so gar nicht gelohnt hätte. Dort fand ich dann neben vielen Orchideen vor allem Wasser. Von oben. Das hinderte mich dann gelegentlich daran, schönlichtige Orchideenbilder zu fertigen, aber nicht immer. Für die Stelle mit den ganzen Hybriden-Ragwurzen in den wildesten Kombinationen, die ich dort entdeckte, muss ich tatsächlich nochmal hin. Etwas früher wieder, irgendwas ist immer. Ach ja, Wanzenknabenkräuter waren dieses Mal aufgeblüht. War schön anzuschauen.

 

Und noch einen Gruß an Oliver vom Parkplatz, der aus den gleichen Gründen dort war und mit dem Licht auch nicht so glücklich wurde. Nächstes Mal denn!

Zu Hause fotografierte ich dann wenigstens ein Mal die Schachbretter und Ochsenaugen und erwischte sogar mal einen Schillerfalter, hatte aber an sich ganz gut mit anderen Sachen zu tun. Somit blieb es dann bei den eher wenigen Bildern und der Erkenntnis, dass sich feuchte Frühjahre nicht positiv auf die Populationsdichte der Sommerfalter auswirken.

Anfang Juli ist traditionell immer die Jagd auf einen bestimmten Falter mit roten Punkten angesagt. Einen, der bei mir um´s Eck so gar nicht vorkommt und daher gesucht werden muss. Das wollte ich tun. Im Cogne-Tal in den italienischen Alpen. War wieder nur eine Woche Zeit und die Fahrt dorthin an sich recht überschaubar von der Länge und Fahrtzeit. Zu dieser Zeit dachte sich das Wetter aber auch just dort ein lustiges Gewitter zu veranstalten und einige der in Frage kommenden Ortschaften mittels Sturzfluten und Überschwemmungen von der Außenwelt abzuschneiden. Plan B also. Eine Apollo-Location nicht zu weit weg und mit für diese Woche einigermaßen stabiler Wetterlage? Zumindest mal nix in den Alpen. Wechselhaft oder gleich Starkregen und Gewitter sind nun nicht die idealen Bedingungen für Schmetterlingsfotos. Weiter in den Süden? Puh, an sich für eine Woche eher nicht, aber was soll´s. Also die Cevennen-Karten eingepackt und los gings. Die Ausbeute bei den Apollos war denn leider so durchwachsen wie das Wetter. Es gab keinen Dauerregen, es gab Apollos, aber die Gelegenheiten hielten sich im Rahmen. Paar Augenfalter und neue Bläulinge  (Polyommatus dolus vittatus und Polyommatus escheri) konnte ich aber noch erwischen und ein wenig Rad fahren. Für das Weibchen von Parnassius apollo lozerae muss ich aber wohl noch mal hin, das war wieder nix.

Wieder zurück wollte ich mich um die Ameisenbläulinge auf der Pflegefläche im Wald kümmern. Netter Plan, der sich aber nur ein Mal umsetzen ließ - wegen kein Licht und Mücken. Also die Mücken wären prinzipiell noch aushaltbar gewesen, das nichtige Licht nicht. Kein Problem, kein Problem, dachte ich bei mir, fahr ich eben dahin, wo es Sonne gibt. War ja auch schon wieder einige Stunden her, die letzte Reise. Die Alpen wären ja noch immer da, dachte ich und irgendeine Apollo-Stelle ließe sich da auch sicher noch finden, dachte ich und sah mir die Wetterkarten an. Mmpf. Dermaßen! Ich beschloss das Wort Alpen aus meinen Reiseplänen für 2024 vollständig zu entfernen, hatte nach einigen Absagen wegen Hochsaison Glück einen Campingplatz in der Provence reservieren zu können und fuhr in den Sommer. Zwischenstopp am Abend im französischen Jura bei den dortigen Apollos: Starkregen und anschließender Nebel bei irgendwas um die 10° C, keine Falter zu finden. Provence am nächsten Nachmittag, irgendwo nördlich vom Ventoux: Sonne und 35° C. Geht doch. Ja, ging. Nachts bei 22° C zu schlafen ging manchmal, geduldige Schmetterlinge zu finden, die morgens sitzen blieben, nich so. Ich hatte es auf Berghexen und Riparts Bläuling abgesehen und hoffte auch noch auf Hipparchia fidia. Berghexen fand ich, Hipparchia fidia fand ich, Eisenfarbige Samtfalter und diverse andere Hipparchien fand ich - aktivst. Eine erwachsene Hauben-Fangschrecke fand ich überraschend auch noch. Nur die blöden Bläulinge waren schon gerupft und außerdem ungeduldig wie nüscht. Zu warm, zu spät. Nu ja. Wenigstens Licht, auch schön. Dann noch drei Tage zu den Geiern, die mich überwiegend verarschten und dann ging´s in die Pyrenäen. Aber erst ein Mal paar Bilder aus der Provence:

Die Pyrenäen waren nach der Odyssee im vergangenen Jahr diesmal kaum wiederzuerkennen. Ich blieb auf der spanischen Seite ohne große Herumfahrerei, weil´s da im August öhnlich schwierig ist, einen freien Campingplatz zu finden, wie in der Provence im Juli. Ist ja an sich aber auch genug Fahrerei bis dahin. Es war deutlich voller als zu Saisonbeginn im letzten Jahr, was teils recht nervig war. Dafür waren aber massenweise Schmetterlinge unterwegs, die mich zumindest morgens von den ganzen Menschen ablenkten. Und es war möglich, etwas Abseits des Nationalparks, durchaus ruhige und leere Wanderwege zu finden. Besonders freuten mich die gelegentlichen Trauermantel-Sichtungen und besonders der eine, der nicht nur eine Sichtung, sondern auch ein Foto zuließ und ansonsten auch noch die Stabschrecken-Zufallsfunde. Und die Schachbretter. Und Gelblinge. Und Bläulinge. Und das überwiegend angenehme Wetter. Und die Apollos. Und - ich merk schon, die Pyrenäen haben sich für einen weiteren Besuch qualifiziert.

Auf der Rücktour aus dem Pyrenäen machte ich noch einen viertägigen Zwischenstopp an der Ardéche mit recht erfolgreicher  Erdbeerbaumfaltersuche, einigen anderen Faltern auf meiner dort gewohnten Wiese am Morgen und paar Sichelschrecken. Und im Wesentlichen ist danach nichts mehr passiert. Also fotografisch. Das Festival in La Wantzenau Anfang November wäre noch erwähenswert und das war´s dann. Den Winter vertreibe ich mir wohl überwiegend mit Bilder sortieren. Wie immer. Wobei ich dieses Jahr einige Zweifel habe, ob das mit dem Winter vertreiben so klappt.

Und das Fazit vom Jahr? Obwohl ich bis zur Hälfte dachte, dass es wohl eins für die Tonne würde, hat es sich doch noch mal zusammengerissen und die zweite Hälfte recht anständig hinter sich gebracht. So im Abgang durchaus akzeptabel, dachte ich bis Mitte Dezember. Was mich zum Schluss dann noch kalt erwischt hat, ist die Nachricht vom Tod eines meiner drei Blog-Leser. Ich will das nicht! Die Welt ist ausreichend gefüllt mit Idioten, warum erwischt es ausgerechnet einen der wenigen anständigen Menschen? Erich, egal wo Du bist: Danke für ganz vieles! Die Welt ist nun noch ein Stück grauer. Kacke auch! 

 

Fällt schwer, jetzt noch einen Ausblick hinzubekommen, aber egal: Nächstes Jahr ist wohl auch wieder eins. Also ein Jahr. Da bin ich bezüglich der Fotos tatsächlich gespannt. Ich vermute, es wird weniger Bilder geben, so insgesamt. Die Reisepläne stehen einigermaßen. Eine Orchideentour will ich machen und ob es wieder Apollos werden, ist eher ungewiss, aber nicht unmöglich. Ich versuche es zumindest und die grobe Richtung, in die es gehen soll, bietet zumindest Chancen auf neue Unterarten. Weil so ganz ohne Apollos ist so´n Jahr doch ziemlich sinnlos. Wird ansonsten wohl eher mückig, also ziemlich sicher sogar. Und vom Pyrenäen-Thema bin ich noch nicht weg, da könnte es zum Sommerende auch noch was geben. Auch wieder mit Apollo-Chancen - mal schauen. Global betrachtet bin ich recht sicher, dass meine ohnehin grummelige Grundlaune 2025 noch eine ganz neue Stufe der Angepisstheit erreichen wird. Ziemlich sicher sogar. Wird wohl nix mehr, mit der Menschheit.

 

Schöne Weihnachten, guten Rutsch und so! Ich lass die Finger jetzt vom Rechner und mach Pause. Bis denne!

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