Neulich beim Blutspenden...

Gestern Nachmittag wollte ich mich mal wieder um "meine" Sandlaufkäfer und auch die Ödlandschrecken kümmern und setzte mich auf´s Rad. Und da ich schon lange nicht mehr am Damm war, nahm ich den Weg dort entlang. Nur, um zu schauen, was dort momentan so los ist und ob es sich lohnt, mal früh hinzufahren. Bis zu den Sandlaufkäfern kam ich gestern nicht mehr, unterwegs wimmelte es von Ochsenaugen, einigen Bläuligen und etlichen Widderchen. Auf einer Wegerichblüte paarten sich zwei Widderchen, die ich "mal eben schnell" auch noch fotografierte. Dann kamen zwei Spaziergänger mit Hund und mir wurde wieder klar, warum ich gern allein und unbemerkt fotografiere:

 

"Was machen Sie da?"

"Ich fotografiere."

"Das sehen wir auch!" (Aha!) "Was fotografieren Sie?"

"Schmetterlinge"

"Ah, schön! Wir dachten Blumen, die schönen Kräuter hier..."

"Nein, heute nicht..."

"Fotografieren Sie auch Tiere?"

"Schmetterlinge sind Tiere!"

"Nein, richtige Tiere?" (?!?!)

 

Na irgendwann zogen sie weiter, nachdem ich über Eisvogelsichtungen in der Rheinaue und eine (offensichtlich ausgesetzte) Wasserschildkröte informiert wurde - richtige Tiere also!

 

Ich fuhr weiter und sah mehrere Gelblinge herumfliegen, wie immer viel zu schnell und zu hektisch. Einer flog jedoch merkwürdig im Gras hin und her, er hatte ein Pärchen entdeckt und wollte wohl auch mal ´ran. Da ich das Pärchen dadurch aber auch entdeckte, strich ich den Sandlaufkäferbesuch vom Tagesplan, packte Kamera und den ganzen Kram aus, den man so unbedingt braucht, befestigte den Diffusor am Kleinstativ und versuchte das ganze dann aufzustellen. Schwupps, flogen die beiden los. Schiet! Nach einigen Minuten des Herumflatterns den Deich auf und ab fanden sie einen Sitzplatz am Oregano. Ich wartete diesmal die nächste Wolke ab, bevor ich den Diffusor in Stellung brachte. Und siehe da: Sie blieben sitzen. Die nächsten zwei oder zweieinhalb Stunden verbrachte ich damit, seeeehr vorsichtig nach und nach das störende Grünzeug aus dem Sichtfeld zu entfernen und zwischendrin immer wieder "Sicherheitsaufnahmen" zu machen, man weiß ja nie... Das dauerte blöderweise so lange, bis die Sonne sich hinter einem Nussbaum verdrückte. In der Zwischenzeit hatten die auf Grund des derzeitigen Hochwassers äußerst zahlreichen Mücken mich als Bluspender auserkoren, macht sich ja auch gut, wenn man nur im T-Shirt unterwegs ist.

 

Langer Rede kurzer Sinn: Ich hab endlich Bilder einer Gelblingspaarung (juchu!) und weniger Blut, bin heute früh nochmal hingefahren (mit Mückennetz und langer Jacke) und hab die beiden samt Ansitz auf die andere Deichseite gebracht, weil sie ja nun im Schatten saßen. Ja, auch wenn ich das selten und eher ungern mache, sie sind dieses Mal umgesetzt. Die "freundlicheren" Bilder mit dem ganzen Tau sind die von heute Morgen...

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Kommentare: 6
  • #1

    Frank Müller (Samstag, 09 August 2014 09:01)

    Hallo Marcus,
    Sehr amüsant zu lesen,kommt mir irgendwie bekannt vor,Naturfotografenalltag.
    Und ausgesprochen feine Bilder sind dir da geglückt,tolles Licht.
    Mein Glückwunsch ,Gelblinge und auch noch eine Paarung....
    Da spendet man doch gerne ein wenig Blut.
    Viele Grüße
    Frank

  • #2

    Anke (Samstag, 09 August 2014 20:11)

    Hallo Marcus!

    Was für wundervolle Bilder sind Dir denn da gelungen?! Du Glückspilz!

    Ganz starke Aufnahmen in schönstem Licht und tollen Farben der hübschen Gelblinge sind das!!! Nr. 6 und 8 sind meine Favoriten. Die könnte ich mir sehr gut als BdT bei NFF vorstellen. ;-)

    Schade, daß es bei uns leider keine Gelblinge gibt. :-(
    Aber Mücken gibt es bei uns auch keine. :-) (jedenfalls dieses Jahr)

    Liebe Grüße und weiterhin so viel Glück wünscht A N K E

  • #3

    UteK (Samstag, 09 August 2014 21:55)

    Schöne Story :-) Da hast Du ja Glück gehabt, dass sie am nächsten Tag noch da waren. Solche Erlebnisse mit Passanten habe ich auch des Öfteren. Das nervt mich auch. Die Bilder gefallen mir sehr gut.

    LG Ute

  • #4

    Marcus Rimpel (Sonntag, 17 August 2014 07:54)

    Habt vielen Dank für Eure Kommentare!

    War erst die zweite Gelblingspaarung, die ich überhaupt sah, die erste war letztes Jahr im Naturschutzgebiet und wegen des Wegegebotes und der vielen Orchideen in der Wiese hatte ich auf Fotos verzichtet. Dafür gab´s dieses Mal genügend Bilder und das Wetter am nächsten Morgen passte auch.

    Anke: Ich glaub, Nummer 6 und 8 lade ich bei NFF nicht hoch, da möchte ich auf umgesetzte Falter verzichten. Aber bei der Auswahl stimme ich mit Dir auf jeden Fall überein ;-)...

    Viele Grüße
    Marcus

  • #5

    Gilla (Dienstag, 19 August 2014 16:07)

    Hallo Marcus,

    jetzt kriege ich nach der Geschichte meine Mundwinkel nicht mehr von den Ohren :-)).
    Die Sache mit dem Anpirschen und dann durch eine unbedachte Bewegung, (Stative kann ich auch gut umkippen u. das Anbringen von Diffusoren geht bei mir immer daneben) :-)) ), alles wieder zunichte machen, kann ich mir ausgesprochen gut vorstellen. Auch bräuchte ich grundsätzlich mindestens eine Hand mehr... wahlweise müsste ich mir den Reflektor vor's Knie tackern ;-))).
    Bin ich froh, dass ich nicht ganz allein mit einem Mückennetz durch manche Gegenden schleiche... das macht mir Mut :-DDD. Mein Mann meinte letztens auch, sooo schlimm sähe das nicht mal aus :-DD.

    Die Bilder gefallen mir ausnahmslos super. Ich habe die Gelblinge bisher erst einmal in Süddeutschland gesehen... in unserer Gegend muss ich erst noch mal nachforschen.
    Bei den Abendbildern finde ich es sehr fein, wie Du die Falter im Flare mit den Gräserschatten platziert hast. Und die Kriebelmücke ist schon im Anflug :-))).
    Die Bilder vom nächsten Morgen sind natürlich auch wunderschön.
    Feines Licht, der Tau, farblich traumhaft... das Labkraut macht sich hervorragend... tolle Bilder!!

    Viele Grüße, Gilla


  • #6

    Marcus Rimpel (Mittwoch, 20 August 2014 18:31)

    Stative umkippen gelingt mir auch ganz gut und die Falter mit dem Stativbein vom Ansitz zu streifen, ist auch gar kein Problem. Und grundsätzlich bin ich auch dafür, dass einem als Naturfotograf ein zweites Paar Vorderextremitäten zustehen, das würde vieles vereinfachen.
    Ein Mückennetz habe ich immer im Rucksack, das nützt nur nicht so viel, wenn man nur ein T-Shirt trägt. Der Look ist mir ziemlich egal, aber man erschreckt dann immer die Passanten noch mehr und die Sicht ist auch nicht so dolle. Hab vielen Dank für Deinen Kommentar, Gilla!

    Marcus