How to make great - Schneeglöckchenbilder

Okay, okay, great liegt sicherlich im Auge des Betrachters, aber zumindest hab ich jetzt endlich ein Tutorial gebastelt, wie meine Pflanzenbilder so normalerweise zu Stande kommen. Ab und an fragt ja mal jemand nach, wie ich das so mache. Kann ich dann künftig einfach auf den heutigen Blogeintrag verweisen und hab viel Zeit zum Fotografieren und Bilderbearbeiten gespart. Eins ist mir besonders wichtig: Ich pfusche da nicht nachträglich mittels Bildbearbeitung in den Aufnahmen rum, sondern mache alles erforderliche vor Ort.

 

Heute geht´s mal vorrangig um Licht, Kameraposition und Bildelemente. Die passenden Objektive stelle ich denn demnächst mal vor, wenn sich die Blausterne endlich zeigen. Da wo die wachsen ist nämlich deutlich mehr Platz. Bei den Schneeglöckchen im Wald sieht das recht eng aus:

 

Oben seht ihr die Gesamtsituation im Wald heute Nachmittag: Einige Schneeglöckenhorste, die meisten leider noch nicht aufgeblüht, altes Laub, Äste und Totholz und jede Menge Stämme von Gebüsch und Bäumen. Von oben betrachtet sieht das alles ziemlich unruhig aus und eher wirr. Die rechts abgeschattete Schneeglöckchengruppe habe ich mir für´s Foto ausgewählt, die Kamera liegt links im Dreck, mit einem Beanbag auf den richtigen Bildausschnitt ausgerichtet. Der Diffusor schattet das Motiv ab, ich hab ihn einfach an einen in den Boden gesteckten Ast angelehnt. Das funktioniert nur bei Windstille, weil er sonst gerne auf die Pflanzen klappt. Da hilt dann nur, ihn am Stativ oder Erdspieß mittels Klammer zu fixieren. Warum ich den Diffusor benutze, zeige ich in den Beispielbildern am Schluss. Im nächsten Bild wird deutlich, was sonst noch wichtig ist:

 

Eine möglichst tiefe Kameraposition: Vorder- und Hintergrund verschwimmen dann in der Unschärfe, das ganze unruhige Gesprattel, das man von oben am Waldboden sieht, ist ruckzuck aus dem Bild verschwunden. Im unteren Bildfeld befinden sich einige alte Blätter, die im Idealfall etwa 1/4 bis 1/3 des Motivs verdecken und für einen weichen Abschluss nach unten sorgen. Hier muss man je nach Brennweite und Motivabstand einfach experimentieren, wie viel Laub/Gras/sonstiges man an welcher Stelle benötigt, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Häufig liegt eher zu viel im Bildfeld, so dass man eher etwas wegräumen oder den Kamerastandpunkt leicht erhöhen muss, als etwas hinzudrapieren. Je näher die Objekte am Objektiv positioniert werden, desto softer und auch transparenter wird die Vernebelung.

 

Hinter der Kamera sieht das dann so aus, wie oben. Die beiden braunen Blätter direkt vor dem Objektiv sind für die Vernebelung im unteren Bildfeld verantwortlich. Scheint da die Sonne drauf, gibt es einen hellen Bereich, sind sie im Schatten, ist der untere Bildrand dunkel. Ansonsten ist es ganz nett, wenn die Kamera ein Klappdisplay hat und man sich nicht mit einem Winkelsucher ´rumärgern muss.

 

Zum Schluss noch einige Beleuchtungsvarianten. Hier sind der Experimentierfreude an sich keine Grenzen gesetzt:

 

Die Kameraposition ist in allen Bildern (fast) gleich. Bild eins ist ohne den Diffusor aufgenommen. Das direkte Sonnenlicht führt zu überstrahlten Blüten, das Umfeld wirkt eher düster.

 

Bild zwei ist mit Diffusor entstanden, allerdings mit unbesonntem Vordergrund. Hier sieht man den Boden noch recht deutlich und die Vernebelung ist eher schwach ausgeprägt. In Bild drei und vier ist denn der Vordergrund in der Sonne, lediglich die alten Blätter wurden geringfügig anders positioniert, um die Stärke und Position der Vernebelung zu variieren. Alle vier Bilder sind mit dem Zeiss Sonnar 135mm bei Blende 2.0 aufgenommen. Prinzipiell sind für derartige Bilder längere Brennweiten und große Blendenöffnungen ideal. Je lichtstärker das Objektiv, desto softer lässt sich das Umfeld darstellen.

 

Die finale Aufnahme, also die, die mir am besten gefällt, habe ich allerdings mit dem Sony STF 4.5/135mm aufgenommen. Ist ein erster Test der neuen Linse, der aber durchaus Lust auf mehr macht:

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Felix (Samstag, 08 Februar 2020 18:25)

    Make Schneeglöckchen great again!

    Die Astmethode mit dem Reflektor/Diffusor! Hast du schon mal wirklich was damit geplättet? Ich einmal fast eine Orchidee. Danach hatte ich so ein schlechtes Gewissen, dass ich es nie wieder auf die Art gemacht habe. ;)

    Schönes Foto bzw. schöne Fotos! Jetzt muss ich direkt auch mal schauen wo meine Glöckchen sind bzw. wie weit sie sind, falls sie sind...

  • #2

    Marcus (Samstag, 08 Februar 2020 23:43)

    So richtig geplättet hab ich noch nichts. Umgefallen isser schon öfters. Gerne bei den Schlüsselblumen, die denn zwar nicht kaputt, aber verbogen sind. Ärgerlich. Meist passiert das, wenn ich Diffusor und Reflektor gleichzeitig brauche, aber nur ein Stativ dabei habe und die Arme mal wieder zu kurz sind. Denn kommt für das zweite Teil das wackelige Stöckchen zum Einsatz - kein wirklicher Gegner für den Wind...

    Danke Dir! Ich hoffe, die Blausterne sind bald da.